1. Konzeptionelle Grundsätze
Das Konzept unserer Kindertagesstätte Grabbe-Kogge basiert auf der Grundlage des Berliner Bildungsprogramms, des Situationsansatzes und einer sport- und gesundheitsorientierten Pädagogik (Teilnahme am Landesprogramm gute gesunde Kita). Sie beinhalten den Blick auf die Ressourcen der Kinder und der Fachkräfte.
Der Situationsansatz hat das Ziel, alle Kinder unabhängig von ihren Voraussetzungen darin zu unterstützen, ihre Lebenswelt zu verstehen und sie selbstbestimmt, kompetent und verantwortungsvoll mit zu gestalten. Wir unterstützen die Kinder dabei, Erfahrungen zu machen und Kompetenzen zu erwerben, mit denen sie in einer sich ständig wandelnden internationalisierten Welt autonom, solidarisch und kompetent handeln können.
"Das Kind wird zum Akteur seiner eigenen Entwicklung." (Jean Piaget / Entwicklungspsychologe)
1.1 Offene Arbeit
Im September 2018 hat sich der Träger der Kita casa bambini GmbH und das Team der Grabbe-Kogge für die Offene Arbeit als pädagogisches Konzept für die tägliche Interaktion mit den uns anvertrauten jungen Kindern entschieden. Seitdem befinden wir uns in einem lebendigen Entwicklungsprozess gemeinsam mit den Kindern und ihren Familien. Offene Arbeit ist flexibel, da sie sich an den Bedürfnissen der Kinder und den bestehenden Bedingungen orientiert.
Besondere Merkmale dieser konzeptionellen Orientierung sind:
- Es gibt Funktions-bzw. Spielräume, die als Angebot für alle Kinder gelten, sowie ein verändertes Freispielverständnis - im Sinne freier Angebote und Projekte, die bedürfnisorientiert und nach Interessen der Kinder gestaltet werden.
- Jede Fachkraft fühlt sich für jedes Kind verantwortlich und übernimmt die Aufsicht über einen Funktionsraum. Das Team trägt gemeinsam die Verantwortung für alle Kinder.
- Transparenz und Partizipation aller Beteiligten spielen eine große Rolle:
Alle Eltern werden aktiv in den Alltag mit einbezogen, können in der Einrichtung hospitieren, werden über die Aktivitäten ihrer Kinder informiert
Die Kinder bestimmen ihren Tagesablauf weitgehend selbst und sie entscheiden womit, wo, wie lange und mit wem sie sich beschäftigen. Durch das von Fachkräften begleitete Spiel werden die günstigsten Voraussetzungen für selbstinitiiertes Lernen geschaffen.
- Alle Fachkräfte verfügen über ein hohes Maß an Kommunikationskompetenz und kooperieren eng miteinander. Absprachen und verlässliche Strukturen sind in einer offenen Einrichtung grundlegend für das Gelingen der pädagogischen Arbeit mit den Kindern
Wesentlich hierbei ist es, alle Kinder mit ihren individuellen Entwicklungsbedürfnissen in ihrer Situation zu verstehen und das Streben und die Fähigkeiten der Kinder zu fördern, mit sich selbst und mit anderen erfolgreich zu interagieren.
Die Kinder im U3-Bereich „wachsen“ in Stammgruppen in einer konstanten Kindergemeinschaft mit festen Bezugspersonen auf, die sich an offenen Strukturen orientiert. Die kleine Altersmischung der 1- bis 3-Jährigen fördert das Lernen am Modell, gibt Entwicklungsanreize für die Jüngeren und fördert den Erwerb von Tutoringskompetenzen. Soziale Interaktion, Verantwortung und Empathie wird erprobt und erlernt.
Im Bereich der unter 3-Jährigen arbeiten wir gruppenübergreifend.
Unterschiedlich gestaltete und an den Bedürfnissen der Jüngsten unserer Einrichtung orientierte Räume eröffnen den Kindern die Möglichkeit, sich nach ihren Bedürfnissen zu bewegen und zu beschäftigen. Unterstützt werden sie hierbei von Fachkräften, die sie liebevoll unterstützen, dabei immer das Wohl der ihnen anvertrauten Kinder im Blick haben und stets wertschätzend und verständnisvoll handeln.
Durch das Vorhandensein von sicheren, ritualisierten Alltagsstrukturen und der richtigen Balance zwischen Anspannung und Entspannung, fühlen sich unserer jüngsten Kinder sicher und geborgen und haben so entsprechende Bedingungen, um sich gut und erfolgreich zu entwickeln.
1.1.1 Rolle der pädagogischen Fachkräfte
Frühkindliche Bildungsprozesse sind abhängig von den Anregungen Erwachsener, mit denen sie in verlässlicher Beziehung stehen. Pädagogische Angebote und Impulse von den Pädagog*innen sind erwünscht, werden sparsam und an den Themen der Kinder orientiert vorausgeplant. So bleibt mehr Zeit für die Kinder und ihre Belange, Ideen, Wünsche, Fragen und Fantasie. Pädagog*innen nehmen die Rolle der Lernbegleiter*in, Impulsgeber*in, Dialogpartner*in, Mitlernend*e, Forscher*in, Fantasie- /Anreger*in, Chancen-Geber*in, Neugierige*r, Zeitgeber*in, (Ideen-) Raumgeber*in, Vorbild, Zuhörer*in, Begegnung-Schaffende*r, Ermutiger*in, Teamplayer*in, Wertevermittler*in und auch als Elternpartner*in ein. Die pädagogischen Fachkräfte und die Eltern teilen sich im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft die Verantwortung für die Entwicklung der Kinder. Zur Orientierung von Kindern und Eltern gibt es Bezugserzieher*innen. Diese sind Ansprechpartner*in der Personensorgeberechtigten und haben ein besonderes Augenmerk auf zugeordnete Kinder. Bezugserzieher*innen sind die persönlichen Fürsprecher ihrer Kinder in der Kita. Sie führen Eltern-u. Entwicklungsgespräche und haben immer ein besonderes Augenmerk auf ihre Bezugskinder und deren Entwicklung.
1.2. Waldtage
„Der Beginn aller Wissenschaften ist das Erstaunen, dass die Dinge sind, wie sie sind.“ (Aristoteles)
Mit großer Neugier und all ihren Sinnen erkunden unsere Kinder ab 4 Jahren an unserem wöchentlichen Waldtag die Schönholzer Heide und andere nahe gelegene Waldgebiete.
Von 9:00 – 14:00 Uhr bleiben die Kinder in der Regel im Wald.
Die Gestaltung und auch Dauer der Waldtage ist von der Witterung abhängig.
- Wir erleben die Natur, das Wetter und den Kreislauf der Jahreszeiten.
- Wir können unsere Umwelt mit all unseren Sinnen entdecken und erforschen.
- Wir lernen andere Lebewesen wahrzunehmen, sie zu achten und zu schützen.
- Wir sind nicht eingeschränkt in unserem Spiel und können uns frei entfalten.
- Aus Seilen und anderen Utensilien bauen wir uns Schaukeln, Zelte oder Slacklines.
- Wir erleben Gemeinsamkeit.
- Wir lernen unsere Fähigkeiten einzuschätzen, klettern auf Bäume, rennen und springen.
- Unser Körper wird gestärkt und entwickelt ein gesundes Immunsystem.
- Durch urbane Lebensweise entstehende Naturdefizite werden ausgeglichen.
1.3. Kinderbeteiligung/Partizipation
Der wertschätzende, respektvolle Umgang mit jedem einzelnen in der Kita Beteiligten sowie ein sorgsamer und ernsthafter Umgang mit Anliegen jeder Art schafft eine Kultur der Offenheit. Wir leben eine demokratische Grundhaltung und pflegen beteiligungsfördernde Kommunikations-, Verhaltens- und Ausdrucksformen. Die gilt nicht nur für die Eltern, Erzieher*innen oder andere Erwachsene.
Innerhalb der offenen Pädagogik spielen Selbstbestimmung und das Beteiligen der Kinder an Entscheidungsprozessen eine große Rolle.
Es bestehen geeignete Verfahren der Beteiligung von Kindern, auch für die Jüngsten. Unsere Kinder bringen täglich ihre Befindlichkeiten zum Ausdruck. In den Kitas der casa bambini GmbH werden alle Kinder gehört und ernst genommen. Die Basis dafür sind ein sicherer Rahmen sowie vertrauensvolle Beziehungen zu den pädagogischen Fachkräften.
Die Kinder werden in allen sie betreffenden Angelegenheiten beteiligt (niedergeschrieben in „Rechte zur Mitbestimmung“ von casa bambini). Die in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegten Kinderrechte sind in der Kita sichtbar und werden von allen Kolleg*innen regelmäßig thematisiert.
Alle Kinder werden angeregt mitzudenken, mitzuentscheiden und sich dadurch zugehörig und mündig zu fühlen. Die Kinder können jederzeit bei den pädagogischen Fachkräften, bei ihren Freunden, Familien und in den Foren z.B. Morgenkreis und Kinderkonferenz ihre Anliegen äußern.
Außerdem sind folgende Grundsätze wichtige Teile unserer pädagogischen Arbeit:
- Kultursensibilität
- Gender-Diversity
- Gesundheit als ganzheitlicher Ansatz
- ressourcenorientierte individuelle Betrachtung und Förderung aller
1.4 Inklusive Pädagogik
In der Kita treffen sich zahlreiche unterschiedliche Kulturen, Familienkonstellationen und Kinder mit und ohne Förderbedarfe. Unsere Kitas sollen Orte sein, an denen eine Atmosphäre der Akzeptanz, Toleranz und der gegenseitigen Achtung von Unterschieden bei Eltern, Kindern und Fachkräften gelebt wird. Unser Ziel ist es, Vielfalt auf der Basis von Gleichberechtigung in der Kita zum Thema zu machen. Wir möchten eine wertschätzende, vorurteilsbewusste zwischenmenschliche Begegnung und Beziehung fördern.
Wir verstehen Interkulturalität als eine von vielen Vielfaltsdimensionen der Demokratiebildung in der Kita. Wir begreifen unsere pädagogische Arbeit als Beitrag, die Kinder auf ein Leben in einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten, in der alle Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität, ihrer Beeinträchtigung, ihrer ethnischen, nationalen, religiösen und sozialen Zugehörigkeit beteiligt werden (vgl. Kita FöG § 1 Absatz 3). Kinder mit besonderen Bedarfen werden von Integrationsfachkräften betreut, die eng mit sonderpädagogischen Einrichtungen wir SPZ oder RSD zusammenarbeiten. Die casa bambini GmbH unterstützt die Fortbildung von Erzieher*innen zu Integrationsfachkräften aktiv.
- Wir achten darauf, dass die Lernangebote barrierefrei genutzt werden können (z.B. durch Sprachförderung, vorurteilsbewusste Materialien und ein diskriminierungsfreies Lernklima).
- Unsere Kita bietet eine sprachenfreundliche/sprachförderliche Umgebung.
- Die Spielmaterialien der Kitas sind unter dem Aspekt der Diversität sorgfältig ausgewählt (Puppen mit verschiedenen Hautfarben, Kinderbücher über Themen wie Homosexualität, vielfältig zusammengesetzte Familienformen, unterschiedliche Kulturen, etc.)
- Die pädagogischen Fachkräfte leben die Themen soziale Vielfalt, Geschlechtervielfalt und Familienvielfalt vor.
- Alle Familien sind eingeladen, ihre Ressourcen aktiv einzubringen und so den anderen Familien neue Erfahrungswelten zu eröffnen, z.B. bei interkulturellen Festen.
1.5. Übergänge gestalten
Auf Grundlage des trägerinternen Übergangskonzepts werden alle Übergänge sehr sensibel vorbereitet und eng begleitet. Drei Übergänge gibt es in den Kitas: Familie-Kita, innerhalb der Kita, Kita-Schule.
Unsere Eingewöhnung basiert auf dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“.
Beim ersten Aufnahmegespräch erhalten die Familien von der Kitaleitung eine Elternmappe, in der das Eingewöhnungsmodell detailliert beschrieben wird.
Vor dem Beginn der Eingewöhnung bieten wir in der Kita Grabbe-Kogge Schnupperstunden zum gegenseitigen Kennenlernen an. Das neue Kind und seine begleitende Bezugsperson besuchen ca. einen Monat vor Beginn der Eingewöhnungszeit einmal in der Woche für ca. 1 Stunde die Kita.
Um den Übergang vom U3-Bereich in den Elementarbereich der Kita so sanft wie möglich zu gestalten, werden im Vorfeld bereits Berührungspunkte mit den neuen Kindern, Fachkräften, Abläufen und Räumlichkeiten geschaffen. Im Rahmen dieses Überganges besuchen die Kinder bereits 6 Wochen vor Kitajahresende regelmäßig den Elementarbereich, begleitet von einer pädagogischen Fachkraft, welche die Kinder bei der Neuorientierung unterstützt.
Vorbereitung auf Schule verstehen wir als Prozess, der sich über die gesamte Kita-Zeit gestaltet. Die Kinder übernehmen auf Grund ihrer gewachsenen Kompetenzen und entwicklungspsychologischen Besonderheiten sukzessive mehr Verantwortung bei der Gestaltung des Kitaalltags. Im letzten Kitajahr wird mit dem „Zuckertütenclub“ ein Projekt angeboten, das den besonderen Bedürfnissen der Kitakinder im letzten Kitajahr anspricht und sie bei der Erweiterung ihrer Kompetenzen begleitet. Die Kinder werden in ihrem Bedürfnis unterstützt, sich mit der zukünftigen Rolle als Schulkind auseinanderzusetzen und weckt die Neugierde auf die Schule.